Der Unmut, der hier durch die Kommentarspalte sickert, hat sicherlich was mit ‚Privilegiencheck‘ zu tun. Es sollte eigentlich klar sein, dass im dümmlichen Witzeln über Doppelnamen, über mangelhafte Bühnenperformance von AfD-Mitgliedern und natürlich über Sahne auf biedermeierlichem Kostüm und bedröppeltem Gesichtsausdruck ein großes Stück Hipster-Sexismus/Hipster-Rassismus stecken. Dies anzugreifen ist richtig und wichtig und verärgert selbsternannte Stand-Up-Comedians.
Allerdings würde ich ‚Lachen‘ nicht so monokausal als ein Feature betrachten, dass man sich erstmal leisten können muss. Ja klar, ich erlebe tagtäglich Sexismus, manchmal auch Rassismus, je nachdem wo ich mich aufhalte und wie ich wahrgenommen werde. Ich will mir aber meinen Humor bewahren, weil darin Macht und Sprengkraft stecken, ich will nicht, dass er von Ängsten aufgefressen wird. Jenseits der zurecht angesprochenen Privilegienebene geht es damit um eine Aneignung von Humor. Lachen/Ironie verstehe ich damit als eine Form der Subversion, die in vielen Kontexten gerade den Marginalisierten geholfen hat: seien es nun jüdische Witze oder iranische Comedy gegen das Mullahregime.
Dabei alleine darf es nicht bleiben, ansonsten wäre die AfD einfach nur ein weiteres Betätigungsfeld für eine recht schlichte humoristische Praxis. Lachen und weitergehen. Das sehe auch ich als Gefahr, denn das lässt tiefergehende Kritik möglichweise verstummen und nimmt Raum für die Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, die es braucht, um z.B. der AfD entschlossen entgegenzutreten. Humor alleine reicht nicht, und ist in seiner oberflächlichen Form mehr Problem als Lösung. Humor in seiner Form als Kommunikationsguerilla ist jedoch eine wichtige Widerstandspraxis, die aber nicht alleine stehen kann, sondern von anderen Praxen begleitet werden muss: direkte Aktionen, politische Analyse, Konfrontation in Interviews.
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Von: Franziska
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